Die Aktualität der sogenannten ursprünglichen Akkumulation
Vortrag und Diskussion mit Maria Backhouse und Stefan Kalmring am Sonntag, den 8. Februar 2015 // 18:00 Uhr
Beim kommenden Diskussionsabend der jour fixe initiative berlin im Haus der NGBK geht es um die sogenannte ursprüngliche Akkumulation. Sie bekommt vor dem Hintergrund der verstärkten Finanzialisierung sämtlicher gesellschaftlicher Bereiche, der Privatisierung öffentlicher Güter, der Inwertsetzung von Natur, Prekarisierungs- und Enteignungsprozesse eine hohe Brisanz – und dies zeigt sich aktuell vor allem in den Großstädten. Es scheint eine geeignete Erklärung für die gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbrüche und Konflikte zu sein. Maria Backhouse und Stefan Kalmring werden zunächst einen Überblick über das Theorem der ursprünglichen Akkumulation bei Marx und dessen Rezeption von Rosa Luxemburg bis zur Gegenwart zu geben. Anschließend stellen die Referent_innen ihre Überlegungen zur Aktualität der fortgesetzten ursprünglichen Akkumulation zur Diskussion:
Rosa Luxemburg schrieb die Geschichte und Theorie der ursprünglichen Akkumulation fort, weil sie bei der Marxschen Analyse eine Schwachstelle erkannte, bzw. ihm vorwarf, den Prozess der ursprünglichen Akkumulation nicht zu Ende gedacht zu haben. Der Kapitalismus ist ihr zufolge kein geschlossenes System, das in sich und aus sich heraus funktioniert, sondern ein System, das um fortzubestehen, immer eines Außen bedarf. (…)
Vielleicht ist die Vorstellung eines absoluten Außen jedoch zu eng. Geht es heute nicht vielmehr um ein relatives Außen? Ein Außen in Bezug auf das aktuelle Akkumulationsregime, das im nächsten Akkumulationsregime wieder subsumiert werden kann? Also eines innerhalb des Kapitalismus entstandenen, in seinen Rissen erkämpften Außen. Nach David Harvey ist etwa die Stadt nicht nur ein Ort der Konsums, sondern auch einer des Begehrens, des Umherschweifens, der Verweigerung, der Gemeinschaft, der Erschaffung alternativer Lebens- und Produktionsgemeinschaften. Der Prozess der Gentrifizierung wäre demnach die private Aneignung und kapitalistische Verwertung eines Außen, nämlich eines Allgemeinguts, das die Stadtbewohner_innen für sich produziert haben. Als „Subkultur“ inwertgesetzt werden diese städtischen Quartiere, über Prenzlauer Berg, Kreuzberg oder Neukölln von Investor_innen angeeignet.
Weitere Veranstaltung der jour fixe initiative zum Thema “die unheimliche Akkumulation”:
Sonntag 1. März 2015 18 Uhr
Die fortgesetzte ursprüngliche Akkumulation und der ökologische Bruch
Stefan Tschöpe (jfi Berlin)
Sonntag 12. April 2015 18 Uhr
Ursprung ohne Ende. Die ursprüngliche Akkumulation in Kämpfen um Enteignung und Migration
Dieter Alexander Behr (Wien)
Sonntag 10. Mai 2015 18 Uhr
Das Kapital ist außer sich. Luxemburgs Begründung der Notwendigkeit nichtkapitalistischer Milieus
Ingo Stützle (Berlin)
Sonntag 7. Juni 2015 18 Uhr
Permanente Reproduktion der Differenzen
Felicita Reuschling & Sarah Speck (kitchen politics, Berlin)
Eintritt frei!
NGBK – Neue Gesellschaft bildender Künste Berlins // Oranienstraße 25 – 2. Stock // 10999 Berlin
>> mehr Informationen HIER