Stadt und Zugehörigkeit – Aushandlungen von Mobilität und Ortsloyalität im urbanen Diskurs
Interdisziplinäres Symposium vom 4. bis 6. Oktober 2012 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Aus der gemeinsamen Initiative Bremen Heidelberg Series on Urban Communication heraus veranstalten das Urban Space Research Network (USRN) sowie die Fachgebiete Anglistische Sprachwissenschaft (Universität Heidelberg) und Interdisziplinäre Linguistik (Universität Bremen) ein Symposium, dessen Ziel die Erforschung urbane Diskurse in den Spannungsfeldern von Mobilität,
Migration sowie Ortszugehörigkeiten ist. Die Perspektive der Konferenz ist interdisziplinär
und berücksichtigt Themen aus den Bereichen der Linguistik, Literaturwissenschaft, Soziologie und Architektur, aber aus benachbarten Disziplinen, die einen Fokus auf diskursive Prozesse setzen.
Die Stadt ist ein verdichteter Raum, in dem eine Vielzahl sozialer Effekte in Spannung zueinander stehen. Neben globalen Tendenzen wie demographischer Wandel, Gentrifizierung oder Segregation sind lokale Traditionen, persönliche Bindungen und historisch geprägte Eigenheiten (Berking & Löw 2008) von Bedeutung. Diese Spannung setzt eine hohe Dynamik frei, die sich nicht nur im ›Sichtbaren‹ der Stadt manifestiert – etwa in Prestigebauvorhaben oder Sanierungsprojekten –, sondern vor allem auch im ›Sagbaren‹ (Foucault 1967), in dem, was über die Stadt gesprochen und geschrieben wird. Im Diskurs über die Stadt reicht die thematische Spannbreite z. B. von Konzepten der ›placelessness‹ (Massey 1997) bis zu Konzepten von ›Heimat‹ / ›home‹ (Blunt & Dowling 2006). Bewohner von Städten reden und schreiben sich in urbane Räume mit einer Vielzahl diskursiver, semiotischer Modi ein und entwickeln dabei verschiedene Vorstellungen über lokale Identitäten.
Diese Zuschreibungen können als diskursive Praktiken der Herstellung urbaner Identitäten verstanden
werden. Besonders deutlich ist das dort, wo die Stadt als Transferraum und Migrationsfeld fungiert. Städte sind geprägt durch globale Migrationsströme und werden mit ganz unterschiedlichen Werten verbunden; im Konzept der ›arrival cities‹ (Saunders 2010) wird das aktuell diskutiert. Doch nicht nur in globalen Bewegungen werden urbane Räume vielfältig neu wahrgenommen und als differente Identitätsräume gedacht, sondern auch in Folge massiv zunehmender Mobilität. ›Mobility‹ (Adey 2009, Cresswell 2006) ist damit ein zentraler Faktor in der Alltagserfahrung vieler Stadtbewohner und reicht z.B. in Folge des Auseinanderfallens von Wohn- und Arbeitsort weit über Stadtgrenzen hinaus.Aus den Aspekten der Bewegung im Raum durch Migration und Mobilität folgt zwangsläufig die Frage nach der Zugehörigkeit zur Stadt. Und nicht nur diese Zugehörigkeit wird diskursiv ausgehandelt – vom Alltagsgespräch und Medienberichten über soziale Netzwerken bis zu Linguistic Landscapes, Streetart, Graffiti und Toponymen –, sondern auch Fragen der Bindung von Menschen an ihre Lebensorte. Ortsloyalität als „Einstellung der affektiven, kognitiven und handlungsorientierten Bindung an einen Ort“ (Hofer 2002: 313), das Reden und Schreiben über Zugehörigkeit und Bewegung im Raum, sind damit zentrale Themen aktueller Stadtdiskurse.
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